LaTeX & Co.

LaTeX (Aussprache: La-tech) ist eine Makrosammlung für TeX, dem von Donald Knuth entwickelten Satzsystem. Das ursprüngliche TeX war und ist aber alles andere als intuitiv (letzlich ist es eine Programmiersprache), daher entwickelte Leslie Lamport zu Beginn der 80er Jahre mit LaTeX einen Satz Makros, mit denen die Arbeit mit TeX deutlich leichter wurde. Andere Autoren folgten, die Zahl der Pakete stieg ständig an (und steigt heute noch).
Seit dieser Zeit hat sich LaTeX zum Quasi-Standard besonders für mathematische und naturwissenschaftliche Texte entwickelt, aber auch Geisteswissenschaftler (Jurabib) und Unternehmen wie die Deutsche Bahn und die ERCO Leuchten GmbH nutzen LaTeX.

Ich persönlich habe 1998 mit LaTeX begonnen, weil ich mit den herkömmlichen Textverarbeitungen unzufrieden war und von LaTeX einiges gutes gehört hatte. Nach der MikTeX-Installation, damals in Version 1.2, war ich zuerst verwirrt, da es keine Oberfläche gab, mit der man den Text wie in einer Textverarbeitung eingeben konnte. Nach den ersten Skripten, die dann mit Word entstanden, kam aber doch der Wunsch nach etwas besserem auf.

Letztendlich funktioniert LaTeX so:

LaTeX-Markup wird mit latex.exe oder pdflatex.exe in DVI beziehungsweise PDF verwandelt. Aus DVI (Device Independent) Dateien wird dann entweder Postscript oder PDF erzeugt.

Die Vorteile von LaTeX

Ausgehend von einigen Threads in de.comp.text.tex und comp.text.tex hier einige Vorteile von LaTeX aufgelistet:

Der größte, scheinbare Nachteil von LaTeX ist meines Erachtens nur die Zeit, die man für den grundlegenden Umgang benötigt. Aber mehr als 2-3 Tage mit einem guten Buch und einer Person, die man fragen kann braucht es nicht, um die ersten eigenen Dokumente zu setzen.

Bei einem LaTeX-Kurs, den ich im Sommersemester 2004 an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität gehalten haben, waren die meisten Teilnehmer nach einer Stunde in der Lage, einfache Dokumente eigenständig mit LaTeX zu verfassen. Das mag zwar seltsam klingen, eines jedoch darf nicht vergessen: Wenn man mit herkömmlichen Office-Programmen eine Diplomarbeit oder ein Buch schreiben will, kommt man um eine ordentliche Einarbeitung in die Software auch nicht aus.

Das erste LaTeX-Dokument

Bevor wir uns in die Details stürzen, hier ein sehr einfaches LaTeX-Dokument:

\documentclass{article}
\begin{document}

Hallo, ich bin ein \LaTeX-Dokument.

\end{document}

Diesen Text kann man nun in eine Textdatei kopieren und unter einem geeigneten Namen (hallo.tex) abspeichern. Anschließend kann man das Dokument mit latex.exe hallo.tex oder pdflatex.exe hallo.tex übersetzen. Im ersten Fall wird eine DVI-Datei erzeugt, die man sich mit einem DVI-Viewer anschauen kann, im zweiten Fall eine PDF-Datei.

Wo bekomme ich LaTeX?
Bei den gängigen Linux-Distributionen ist eine LaTeX Distribution (in der Regel teTeX) dabei, Windows-Benutzer müssen sich selbst darum kümmern. Ich persönlich benutze unter Windows MikTeX von www.miktex.org und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. MikTeX ist eine freie (kostenlose) Distribution, im schlimmsten Fall bleiben also nur die Kosten für das Herunterladen. Man kann sich auch eine CD zusenden lassen, auf die Weise unterstützt man auch die großartige Arbeit des MikTeX Teams.
Neben MikTeX gibt es unter Windows auch die TeXlive-Distribution, die komplett von CD läuft sowie einige kommerzielle LaTeX Distributionen und Derivate wie Scientific Word und MicroIMP.

Nach der Installation von MikTeX beispielsweise hat man ein localtexmf Verzeichnis und ein texmf Verzeichnis. Das localtexmf Verzeichnis ist für Anfänger nur von nachrangiger Bedeutung, im texmf Verzeichnis hingegen gibt es einige wichtige Ordner, deren Inhalte man kennen sollte. Insbesondere sind dies

Damit diese Dateien von überall in Windows gefunden werden und man sich die genaue Pfadangabe sparen kann, sollte man den Pfad Windows bekannt machen.

Unter Systemsteuerung => System => Erweitert => Umgebungsvariablen fügt man einfach bei "Path" das Verzeichnis hinzu, bei der Standardinstallation von MikTeX 2.4 also c:\texmf\miktex\bin.

Wenn wir jetzt über Start => Ausführen "Cmd" eine Kommandozeile öffnen und latex ausführen, sollte die folgende oder eine ähnliche Ausgabe erfolgen:

C:\>latex
This is e-TeX, Version 3.141592-2.2 (MiKTeX 2.4)
**

Mit q oder Strg-C kann man diesen Modus verlassen. Wir können jetzt auch den Pfad zu unserer LaTeX-Datei and LaTex.exe übergeben, dann generiert latex eine sogenannte DVI-Datei. Da dieser Weg auf Dauer recht mühselig ist, gibt es eine Reihe von Editoren mit eingebauter LaTeX-Unterstützung, doch dazu später mehr.

C:\>latex c:\hallo.tex

This is e-TeX, Version 3.141592-2.2 (MiKTeX 2.4)
entering extended mode
(hallo.tex
LaTeX2e <2003/12/01>
Babel <v3.8g> and hyphenation patterns for english, french, german, ngerman, dutch
mylang, nohyphenation, loaded.
(C:\tex\texmf\tex\latex\base\article.cls
Document Class: article 2004/02/16 v1.4f Standard LaTeX document class
(C:\tex\texmf\tex\latex\base\size10.clo))
No file hallo.aux.
[1] (hallo.aux) )
Output written on hallo.dvi (1 page, 328 bytes).
Transcript written on hallo.log.

DVI steht für Device Independent (geräte-unabhängig). Eine DVI-Datei, die auf einem System erzeugt wurde, kann man auf einem anderen System betrachtet werden. MikTeX bringt YAP (Yet Another Previewer) mit, der als yap.exe im \texmf\miktex\bin Verzeichnis liegt. Dokumente, die aber ausgedruckt werden sollen, wandelt man am besten in das PDF Format um.

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder man wandelt die dvi Datei mit einem der Kommandozeilenprogramme aus dem \miktex\bin Verzeichnis um (dvipdfm) oder nutzt gleich pdflatex.exe anstelle von latex.exe.

LaTeX Editoren

Für ein leichteres Arbeiten mit LaTeX empfiehlt es sich, einen Editor mit eingebauter LaTeX-Unterstützung zu verwenden. Unter Windows ist der Freeware-Editor TeXniccenter eine gute Wahl, eine sehr gute Sharewarealternative ist WinEdt.

Ein äußerst mächtiger Editor ist der aus der UNIX-Welt stammende Emacs, den es aber auch in einer Windowsversion gibt. Zusammen mit der AucTeX Erweiterung hat man ein Rundum-Sorglos-Paket für LaTeX. Die Bedienung ist aber im Vergleich zu herkömmlichen Editoren etwas unkonventionell, daher kann ich ihn 'blutigen' LaTeX-Laien eigentlich nicht empfehlen.

Hinweis zur TeXniccenter-Installation:
Die Installation läuft weitestgehend automatisch ab, immer nur schön auf "weiter" klicken. Beim ersten Start bietet das Programm dann an, bestimmte Ausgabeprofile wie "LaTeX=>PDF" oder "LaTeX=> PS" zu erstellen. Das geschah bei älteren MikTeX-Versionen automatisch, WENN auch die folgende Software VORHER installiert wurde: Adobe Acrobat Reader für die Anzeige von PDF-Dateien sowie GhostScript und Ghostview (in der Reihenfolge), um PostScript-Dateien zu betrachten. Bei neueren MikTeX-Versionen muß zumindest die LaTeX-Einstellungen manuell setzen.

Es ist empfehlenswert, auch den Pfad zum bin Verzeichnis von GhostScript in den Windows Systemeinstellungen einzutragen, dieses Verzeichnis enthält einige Tools (ps2pdf, etc.) , die man bei der Arbeit mit LaTeX gut gebrauchen kann.

Informationen über LaTeX?

Die wichtigste Anlaufstelle für deutschsprachige LaTeX-Nutzer ist www.dante.de, wo man eine sehr gute FAQ sowie sämtliche LaTeX-Pakete finden kann. Außerdem existiert mit de.comp.text.tex eine deutsche Newsgroup und eine Reihe von LaTeX-Stammtischen, die sich ausgiebig und intensiv mit LaTeX beschäftigen.

LaTeX lernen

Eine umfangreiche Liste an elektronischen Handbüchern liegt LaTeX schon bei, zum Anfang ist besonders empfehlenswert l2kurz.pdf im Verzeichnis \texmf\doc\guides\lshort-german (online), eine Kurzanleitung sowie symbols-a4.pdf im \texmf\doc\guides\symbols (online) Verzeichnis, das alle verfügbaren LaTeX Symbole und Sonderzeichen enthält.

Andere empfehlenswerte Dokumente liegen in den Unterverzeichnissen von \texmf\doc\guides\. Für die KOMA-Klassen, die insbesondere auf deutsche Gegebenheiten der Typographie eingehen, sei der scrguide empfohlen.

Sehr gut sind auch die Bücher von Elke und Michael Niedermair, eines ist vor kurzem erst erschienen. Zusammen mit LaTeX - Eine Einführung (ISBN 3-8273-1557-3) von Helmut Kopka sicherlich das beste Buch für den Einstieg. Am wichtigsten ist der erste Band der Kopka Bücher, Band 2 (ISBN 3-8273-1229-9) und 3 (ISBN: 3-8931-9666-8) sind eher für Leute gedacht, die selbst Hand an das LaTeX-System legen wollen. Benötigt man als Anfänger definitiv nicht.

Onlineskripte

 

Bücher für Fortgeschrittene

Der LaTeX-Begleiter (ISBN: 3-8273-1689-8) von Goosens/Mittelbach. Von diesem Buch gibt es seit Mitte 2004 auch eine zweite Ausgabe, die auf mehr als 1000 Seiten einen umfassenden Überblick über alle wichtigen LaTeX-Pakete bietet.

LaTeX GE-PACKT von Karsten Günther (ISBN: 3-8266-0785-6), das mit 14,95 € recht preiswert ist, ist auch sehr zu empfehlen. Wie die Rückseite des Buches sagt, sollte man schon "elementare Kenntnisse" haben. Meiner Meinung nach ein sehr gutes Buch, ich habe noch eine ganze Menge gelernt.

Etwas aus der Reihe tanzt LaTeX-Tips (ISBN: 3-9304-3625-6) von J. Kenneth Shultis, da es für Leute gedacht sind, die schon etwas weiter sind. Sehr zu empfehlen, aber leider vergriffen!

Auch mehr was für Leute, die den Anfängerstatus hinter sich gelassen haben, ist LaTeX 2e (ISBN: 3-932588-37-1) von Ingo Klöckl, das sich vor allem mit der Erweiterung von LaTeX beschäftigt. Ich habe schon einige Sachen gefunden, die ich vorher nicht wußte.

Weitere Bücher, die eher auf speziellere Themen zugeschnitten sind, sind Mit LaTeX ins Web. Elektronisches Publizieren mit TeX, HTML und XML (ISBN: 3-8273-1629-4) von Michael Goosens und Sebastian Rahtz, ein Buch, das sich mit der Vorbereitung von LaTeX-Dokumenten für die Publikation im Internet beschäftigt sowie der LaTeX Graphics Companion.

Wer sich mit Grafik und Diagrammen beschäftigt, findet sehr ausführliche Informationen im PSTricks Buch von Herbert Voss. Mit PSTricks ist es möglich, sehr komplexe Diagramme relativ einfach zu erstellen, Beispiele findet man auch auf www.pstricks.de.

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